Archiv für den Monat April 2016

Henriettes Heim für schüchterne und ängstliche Katzen

Autor: Alicia Potter

Illustration: Birgitta Sif

Übersetzung aus dem Englischen: Ulli und Herbert Günther

Verlag (deutschsprachige Ausgabe): Gerstenberg, 2016

 

Bereits der Titel und vor allem das lustige Titelbild machen neugierig auf das Buch, welches höchstwahrscheinlich nicht nur die Herzen von kleinen und großen Katzenliebhabern höher schlagen lassen wird.

Das hellblaue Vorsatzpapier zeigt zunächst mit flottem Strich gezeichnete Katzen in allen möglichen Lebenslagen. Spätestens auf der ersten Doppelseite beginnt sich der (Vor-)Leser in dieses entzückende Buch, welches auf liebevolle Weise eine reizende Katzengeschichte, die von Ängsten und deren erfolgreicher Überwindung erzählt, zu verlieben.

Mutige Katzen haben natürlich keine Angst vor Vögeln und Mäusen und wissen, wie man auf Bäume klettert und auch wieder von dort herunterkommt, wie man springt und schnurrt und wissen auch, dass man sich vor einem gewöhnlichen Besen nicht fürchten muss.

Schüchterne und ängstliche Katzen jedoch müssen dies alles noch lernen und erregen Henriettes Mitgefühl, so dass sie ein Heim für sie eröffnet, welches schon bald regen Zulauf erfährt.

Henriette bringt ihren Schützlingen alles bei, was sie wissen müssen, um ihre Ängste zu überwinden und mutiger zu werden. Dem Kleinsten und Ängstlichsten unter ihnen, Krümel, den sie besonders ins Herz geschlossen hat, gesteht Henriette, dass auch sie manchmal von Ängsten -und zwar vor Pilzen, Eulen und der Dunkelheit- geplagt wird.

Als Henriettes illustres Katzenheim immer voller wird, so dass eines Nachmittags die begehrte Milch ausgeht, muss sie für Nachschub sorgen. Doch auf dem Weg durch den Wald stolpert Henriette und fällt mit verstauchtem Knöchel in einen Graben. Nun muss sie wohl oder übel in der Dunkelheit ausharren und den Anblick der gefürchteten Eulen und Pilze ertragen.Und auch ihre im Katzenheim allein zurückgelassenen Schützlinge ängstigen und sorgen sich, aber dann beginnen sie sich zu erinnern, was sie von Henriette gelernt haben und trauen sich -ausgerechnet angeführt von dem kleinen Krümel- mit einem Besen bewaffnet hinaus in den gefürchteten Wald, um ihre Freundin Henriette zu suchen …

Auf der letzten Seite angelangt, ist´s letztendlich um den (Vor-)Leser geschehen: er liebt dieses Buch und wird es wieder und wieder zur Hand nehmen wollen, um die liebenswerten, anrührenden und ebenso lustigen Zeichnungen zu betrachten und sich erneut an dieser herzerwärmenden wie lehrreichen Geschichte zu erfreuen.

Hanna Nebe-Rector, http://www.MALKASTL.de

Ein Chamäleon sieht bunt!

Text und Illustration: Anita Bijsterbosch

Verlag: Aracari-Verlag, 2016

 

Da unser Malkastl-Atelier-Maskottchen ein Chamäleon ist -genauer gesagt das ChaMALeon (welches Aba+Ogüst, wo nach Kinderzeichnungen Puppen entstehen, trefflich „verkörpert“ und somit in die Dreidimensionalität überführt hat)-, freuen wir uns natürlich über jedes neue Chamäleon-Bilderbuch -zumal wenn es so charmant wie dieses daherkommt- umso mehr und lassen uns davon gern zum Malen (in diesem Falle von zahlreichen tollen Chamäleonporträts, die wie immer auf unserer Malkastl-Facebookseite bewundert werden können!) inspirieren.

„Ein Chamäleon sieht bunt!“ verbindet auf originelle Weise Wissenserwerb für die Kleinsten -in diesem Falle über Farbenlehre, Tiere, deren Aussehen, ihre Eigenschaften und Lautäußerungen sowie die Verkleinerungsformen ihrer Namen (z.B. Vogel – Vögelchen) mit einer farbenfrohen, spannend aufgebauten Bilderbuchgeschichte.

Die Titelseite zeigt eine schwarze Chamäleonsilhouette, etwas verdutzt dreinschauend auf einer Blumenwiese stehend und von Kleingetier wie Marienkäfer, Schmetterling und Libelle umgeben, vor einem warmen orangeroten Hintergrund. Das ganz in Schwarz gehaltene Vorsatzpapier zeigt in der rechten unteren Ecke ein kleines Chamäleon -im Kontrast dazu ganz in Weiß.

Am Anfang der Bilderbuchgeschichte, die auf festes, glattes und strapazierfähiges Papier gedruckt wurde, glaubt das Chamäleon noch, dass die ganze Welt schwarz wäre. Doch dann … als es wie der Betrachter dieses Bilderbuches nun etwas aufmerksamer hinzuschauen beginnt, weil etwas Rotes durch das Guckloch der folgenden schwarzen Buchseite aufblitzt, entdeckt es beim Umblättern ein rotes Vögelchen, einen Kolibri, der genüsslich damit beschäftigt ist, den Nektar eines Blütenkelches aufzusaugen und sich anschließend mit einem „Tschiep, tschiep“ zu Wort meldet. Auf diese Entdeckung folgend beginnt sich das Chamäleon zu verändern, indem sich seine Schwanzspirale entsprechend der Farbe des Kolibris rot verfärbt. Und so geht es bald weiter … hinzu kommen mit Tiger, Ente, Heuschrecke und Eule nach und nach ein orangenes, ein gelbes, ein grünes und ein blaues Tier durch die weiteren Gucklöcher zum Vorschein und lassen folgerichtig das Chamäleon immer bunter werden. Nur sein Kopf ist noch immer schwarz.

Das furiose Finale auf der letzten Doppelseite, welche zur optischen Verdeutlichung ihrer Bedeutung überdies noch zu einem größeren Format aufgeklappt werden kann, deutet sich mit der Entdeckung eines lilafarbenen Chamäleonmädchens an, in welches sich das Chamäleon sogleich zu verlieben beginnt und als äußeres Zeichen der inneren Verwandlung nochmals in besonderer Weise zu verändern beginnt. Aber auch das Chamäleonmädchen bleibt nicht ungerührt und beginnt sich entsprechend seines Gegenübers farblich zu verändern …

Durchgängig grafisch sehr ansprechend erscheint das gesamte Buch und folgerichtig ebenso die letzte Seite, bei der auf dem schwarzen Nachsatzpapier nun zum Abschied nochmals in der rechten unteren Ecke ein kleines Chamäleon auftaucht -diesmal natürlich ganz in Bunt!- und ebenso wie dem Chamäleon in Anbetracht seines Chamäleonmädchens sowohl den ganz kleinen wie den größeren und auch den ganz großen Lesern und Betrachtern ein glückliches Lächeln ins Gesicht zu zaubern vermag.

Hanna Nebe-Rector, http://www.MALKASTL.de