Archiv der Kategorie: ChaMALeons Reime

Liebe ist ein Herbstgefühl

von: ChaMALeon

 

Nebeldecken liegen

watteweich

über den Stoppeln

der Sehnsuchtsorte

 

Lichtfinger

goldweiß

suchen ertastend

die Wolkenlücken

 

Warm noch

die Körper unserer Jugend

wie die Glutnester

der Kartoffelfeuer

 

Es schaukelt das Boot

das uns trug

Lang schon vertäut

mit fasernden Stricken

 

Frieden

im Anblick

des waidwunden Tiers

gebettet auf gelbroten Blättern

 

Klebrige Fäden

verbinden das Haus

mit den rostigen Türen

der Scheunen

 

Das Lachen des Kindes

verhallt in den Weiten

Ein Platz für die Zeit

die uns bleibt

 

Liebe

ist ein Herbstgefühl.

Vom Suchen und Finden

Text: Hanna Nebe-Rector

Januar 2016

 

Kommen Menschen in die Jahre,
verliern sie Brillen oder Haare.
Unerträglich wird die Pein,
vermissen sie den Führerschein.

Frau N. hat einst ein großes Ziel,
damit sie werden kann mobil.
Der Weg dorthin war voller Tücken.
Für Fahrlehrer wohl kein Entzücken.

Zwar war sie ein Genie
in grauer Theorie.
Der Schein, der sehr begehrt,
blieb praktisch ihr verwehrt.

Gleich zweimal gabs ne lange Nase
beim Praxisprüfen auf der Straße.
Den Prüfern war es keine Freude
trotz der überreichen Beute.

Im Spiegel eine Straßenbahn
leider nur die andren sahn.
Und das übersehne Schild
macht die Polizei ganz wild.

Beim dritten Teste gab man ihr
das heißbegehrte Stück Papier.
Der Schein fand einen Ehrenplatz.
In ihrem Ohr klingt noch der Satz:

„Im Führerschein ein nettes Bild
macht die Kontrolle halb so wild.“
Das Jugendbild im Führerschein
nahm niemand mehr in Augenschein.

Nach weitren fünfundzwanzig Jahren
bedrohn Frau N. erneut Gefahren:
Nicht nur die Jugend -„Ach, oh Schreck …“-
auch das Papier war plötzlich weg!

Monatelanges Suchen,
Bangen, Zittern, Fluchen …
zwecklos – dieser Schein blieb weg,
fand sich in keinerlei Versteck.

Zerknirscht stellt sich Frau N. die Frage
(und die Frage wurd zur Plage …),
ob sie erneut bestünd den Test
und man sie weiterfahren lässt.

Dennoch fuhr sie noch mit Haltung,
vermied den Weg zur Fahrverwaltung,
doch plagte sie nun ihr Gewissen
ob sie´s nicht sollte melden müssen.

Neulich wars der Schmuck fürs Ohr,
den sie schon hundertmal verlor.
Wieder fing sie an zu suchen,
und zu wüten und zu fluchen …

Das Etui war auch noch leer! –
Nicht effektiv und doppelt schwer
ist die Suche ohne Brille
(wenn auch beflügelt war ihr Wille).

Aus des Sofas finstrer Ritze
kramt sie mit der Fingerspitze
ein Gewöll aus Staub und Haaren
mit angeekeltem Gebaren.

„Wo ist nur mein Ohrenschmuck?“,
frug sich Frau N. mit Nervendruck.
„Muss ich neuen Schmuck mir kaufen,
es ist doch zum Haare-Raufen!“

Beim Suchen in der Sofaecke
saß die Katze auf der Decke
und verfolgte Frau N.´ s Mühen
mit neugierigem Augenglühen.

Hilfreich sprang zur Seit die Katze,
angelte mit ihrer Tatze
lässig aus der Sofaritze
… den Führerschein! – Frau N. rief: „Spitze!“

Die Brille fand Frau N. dann auch
unter einer Stange Lauch.
Mit der Brille auf der Nas
macht das Suchen doppelt Spaß!

Frau N. fährt wieder ganz entspannt
zum Einkaufen in Stadt und Land.
Der Ohrschmuck blieb bislang verschwunden.
Frau N. hat den Verlust verwunden.

Eiertanz

Text & Zeichnungen: Hanna Nebe-Rector

http://www.MALKASTL.de

Januar 2016

 

Ein Fräulein führte aus den Dackel

in den Park mit Po-Gewackel.

Kontakte knüpft die Hunde-Runde

den Einsamen wie Kunigunde.

 

Ein Dackelrüde namens Fritz

traf auf Karl-Heinz, den schwarzen Spitz

auf seiner Hunde-Runde

mit Fräulein Kunigunde.

 

Kunigund´ war sehr betört

vom Herren, dem Karl-Heinz gehört.

Wie ihr Dackel hieß der Fritz.

Kunigunde rief: „Fritz, sitz!“

 

Herr Fritz darauf wirkt leicht verstört,

als er ihre Worte hört.

Denn ihm war es nicht bekannt,

wie sie ihren Hund genannt.

 

Um dem Fräulein zu gefallen,

ließ er den Befehl erhallen

und rief: „Karl-Heinz, Platz!“

Sie aber missverstand den Satz.

 

„Oh, sehr erfreut, Herr Karl-Heinz Platz –

Gestatten: Kunigunde Schmidt.

Ihr Spitz ist ja ein süßer Fratz!

Kommt ihr auf einen Kaffee mit?“

 

„Sehr gern, Frau Kunigunde!“ –

Nun saß in der Kaffee-Runde:

Kunigund´ samt Dackel Fritz

sowie der Herr mit seinem Spitz.

 

Sie wähnt´sich schon im Ehehafen:

„Karl-Heinz, wie schön, dass wir uns trafen!

Wie ist denn eigentlich der Name

ihrer süßen Hunde-Dame?“

 

Gestatten Sie: „Ich bin Fritz Meier.

und … ähem … der Hund hat … Eier.“

Kunigunde wurd´ganz blass,

erwog ganz kurz zu rufen: „Fass!“

 

Sie besann sich und errötet´,

bevor in Fritzens Ohr sie flötet: „…“

Nun brät sie ihm Spiegeleier

und nennt sich: Kunigunde Meier.